Zwei Wochen vor den Osterferien alles auf Stopp — Corona. Ein Teil meiner Unterlagen liegt noch in der Schule, abholen sollten wir sie nicht mehr. Aber erstaunlich schnell, nach einer ersten Schockstarre, entwickelt der Lehrkörper bis dahin ungeahnte Fähigkeiten. Schnell eine neue Kamera für den PC kaufen und die Kolleg*innen im digitalen Video-Chat treffen. Wir probieren aus, wie der Unterricht mit den Schüler*innen umzusetzen wäre.
Und dann geht es gleich los. Ganz schön anstrengend, muss ich feststellen, aber macht Spaß. Auf jeden Fall ist es besser, die Klasse mit schlechtem Unterricht (Dozieren von vorne) zu versorgen, als die Auszubildenden gar nicht anzusprechen. Gerade, weil einige nicht mehr in den Betrieb gehen können, ist eine um 9:00 Uhr angesetzte Unterrichtsstunde für manchen die Chance, seinen Tag zu strukturieren bzw. den Kontakt zu den anderen Azubis aufzunehmen.
Ansonsten ist genug zu tun, auch wenn ich die Zeit für Aufdressen und Anfahren einspare. Aufgaben wollen nachgeschaut, Prüfungen vorbereitet werden. Endlich ist aber auch mal Raum für lang Liegengebliebens: Aktualisierungen für die Unterrichtsmaterialien, Überarbeiten der Curricula. Selbst meinen PC räume ich endlich auf und trenne mich von Arbeitsblättern, die ich seit 25 Jahren nicht mehr benutze. Bislang bin ich glimpflich davon gekommen — daher ist diese Krise momentan für mich eine Chance und ein Neuanfang.