Mit jungen Menschen demonstrieren

Mit jungen Menschen demonstrieren

Mit jungen Menschen demonstrieren

Bunt, jung und laut — so demonstrieren wir gemeinsam gegen die Klimapolitik der Regierung, für die Verkehrswende, für mehr Taten, gegen den Stillstand. Ich fühle mich richtig hier und gleichzeitig auch nicht. Das liegt vielleicht am Altersdurchschnitt, den ich defintiv deutlich nach oben treibe. Mit meinem Jahrgang bin ich gerade laut Definition keine Boomerin mehr, habe nie ein Auto besessen, bin immer schon Rad und Öffis gefahren. Trotzdem sind viele Jahre vergangen, in denen ich mich nicht laut-stark genug gemacht habe für den Klimaschutz. Die Arbeit, der eigene Komfort, andere Themen, die mein Leben bestimmt haben, waren wichtiger. Leider auch das Fernreisen.

Queernis, Frauenrechte – klar war ich für diese Themen auf der Straße. Das war wichtig und richtig. Wir haben viel erreicht und doch verblassen in der heutigen Zeit angesichts der Erderwärmung, angesichts des Nichtverändernwollens so vieler Menschen, die Erfolge. Solange niemand Privilegien abgeben musste, durften wir irgendwann endlich heiraten, können Menschen heute leichter jenseits von heteronormativen Vorgaben ihre Individualität leben. Aber in der Klimakrise, wo es um Verzicht, weniger Konsum, weniger Bequemlichkeit geht, ist die Bereitschaft zur Veränderung sehr langsam, viel zu langsam.

Mit dem Festhalten an der Südschnellwegverbreiterung, an diesem aus der Zeit gefallenen und zerstörerischen Projekt, zeigt die Gesellschaft, zeigen die Verantwortlichen ihre häßliche Fratze der Lobbyabhängigkeit. Deshalb freut es mich, dass so viele junge Menschen aufbegehren, dass sie nicht mehr mitmachen wollen beim „einfach weiter wie bisher“. Es fühlt sich gut an und gleichzeitig merke ich, dass ich mehr denn je zweifle, was das Auflehnen, das Flagge Hochhalten, jetzt noch bringen soll.