Lernen in Zeiten von Corona – wie kann das gut gehen?

Lernen in Zeiten von Corona – wie kann das gut gehen?

Lernen in Zeiten von Corona – wie kann das gut gehen?

Es ist kalt im Klassenraum – sehr kalt, auch wenn die Fenster sich nur kippen lassen. Wir sind angezogen wie für den Winterurlaub, nur ohne Urlaub. Wir wollen und sollen hier gemeinsam lernen.

Meine Klasse ist sehr engagiert, 25 Auszubildende aus der Gastronomie, die Koch und Köchin werden wollen. Alle tragen Mundschutz – keiner will die eigene Gesundheit oder gar den Betrieb gefährden. Vom frühjährlichen Lock-Down haben sich längst noch nicht alle Hotels und Restaurants erholt.

Den damaligen Distanzunterricht haben wir über Wochen prima umgesetzt. Eine anstrengende Umstellung, aber nach zwei Versuchen waren alle mit dem sehr guten, nun leider nicht mehr zugelassenen, Tool für den Videochat vertraut. Die Schülerinnen und Schüler konnten in kleinen Gruppen voneinander profitieren, sich im geschützten Raum unterstützen. Jede Woche gab es von mir eine individuelle Rückmeldung zum Leistungsstand.

Warum müssen wir nun in vollen Klassen ohne Sicherheitsabstand sitzen? Meine Auszubildenden verstehen das nicht und ich auch nicht. Sie sind zwischen 17 und 52 Jahre alt. Sie kommen aus unterschiedlichen Ländern, ihre Sprachbarrieren werden durch das Tragen von einem Mund- und Nasenschutz vergrößert.  

Sozialkompetenz sollen sie lernen, das ist ein Argument für den Präsenzunterricht. Doch einige ältere Schüler*innen haben bereits Berufe erlernt, zum Teil in diesen gearbeitet. Manche landen mit Abitur und Studienerfahrungen bei uns an. Es ist marginal, was sich diese Auszubildenden an sozialer Kompetenz im Corona-Unterricht noch drauf satteln können. Sie haben Familie, arbeiten im Betrieb mit vielen Kolleg*innen zusammen, sie stehen im Leben.

Was sie aber lernen müssen, das ist Fachkompetenz – die ist prima über eine digitale Plattform zu fördern, wie wir sie inzwischen an der Schule haben.

Ja, es gibt auch diejenigen, die von Präsenzunterricht profitieren. Zu Hause fehlen vielleicht Raum, Technik oder Konzentration, um das Distanzlernen eigenständig zu gestalten. Mit diesen Auszubildenden könnte ich in einer kleineren Lerngruppe um so vieles besser unter diesen aktuellen Bedingungen arbeiten. Die Auszubildenden nichtdeutscher Herkunftssprache hätten wesentlich gerechtere Chancen, dem dann langsameren Unterricht zu folgen.

In einem Rhythmus von 3:1 könnte es lernwirksam laufen: Die vom Präsenzunterricht profitierende Gruppe kommt drei Mal hintereinander, dann sind einmal in vier Wochen die anderen dran. In anderen Klassen mag 2:1 oder noch ein anderer Rhythmus passen.

Fragen Sie die Auszubildenden als Experten für ihre Kompetenzen. Fragen Sie mich, als Experte meiner Lerngruppe. Wir haben die Antworten und den Mut für das individualisierte Lernen, von dem alle sprechen. So würde es sehr gut funktionieren – lasst uns doch einfach mal machen!